Antonia – 53 Jahre

1. Wie geht es dir mit dem älter werden?

Ich finde es super, dass ich schon so viel geschafft habe in meinem Leben und immer noch fröhlich bin. Weil der Perfektions-Anspruch an mich selber abnimmt mit der Vorstellung: je älter ich werde umso weniger muss ich nach Außen perfekt sein.

2. Wie würdest du dir wünschen alt zu werden?

Ich wünschen mir, dass ich den Verlust von Fähigkeiten aufgrund des Älterwerdens aufwiegen kann mit innerer Freude und Lebensinhalten, die frei und unabhängig sind vom Verlust.

3. Gibt es dazu Vorbilder?

Meine Schwiegermutter, eine Freundin die schon seit der Kindheit an Asthma erkrankt ist, meine Omi und mein Mann.

4. Was ist dir gelungen, worauf bist du stolz?

Dass ich mich in 5 oder 6 Sprachen verständigen kann. Ich habe meine Kinder begleitet und ihren Weg selbstbestimmt finden lassen. Außerdem kann ich wirklich gut die nonverbale Tiersprache und Körpersprache von Tieren verstehen und mich darauf verlassen. Und dass ich den Kurs „Digitales Lernen“ mit 100% gemeistert habe (als ehemalige Analogsaurierin ;-).

5. Was bedauerst du?

Ich bedauere in bestimmten Situationen die Oberflächlichkeit nicht schon viel eher wahrgenommen zu haben, um daran zu arbeiten. Ich bedauere in der Stadt zu leben und Kinder in der Stadt aufgezogen zu haben. Ich bedauere nicht abgeklärter zu sein. Ich bedauere die Vernichtung unseres Lebensraumes.

6. Wenn du aktuell auf dein bisheriges Leben zurückblickst – was war tatsächlich wesentlich?

Wesentlich war die Zeit, die ich mit Tieren in der Natur verbracht habe. Wesentlich war meine handfeste Ausbildung. Die vielen Sommer auf der Alm. Der Spaß an den Freundeskontakten, die Ehe mit meinem Mann. Grundwesentlich ist auch, dass ich eine gute Teamplayerin bin.

7. Dein Ikigai (der Sinn, die Aufgabe, die dich jeden Morgen aufstehen lässt)?

Dieser Tag ist ein Geschenk und eine Aufgabe und jetzt geht´s los.

8. Gibt es Wünsche für die Zukunft?

Ich würde mir wünschen, dass ich meinen Beruf mit mehr Leichtigkeit ausüben kann und dass ich mich weiterentwickle.

9. Wie gelingt deiner Meinung nach ein gutes Leben?

Es gehört schon viel Glück dazu, wo ich hin geboren werde. Da gibt es kein Rezept, aber ich versuche es zu beeinflussen durch hinhören, zuschauen, sich austauschen, abwägen, sich entscheiden, Eigenverantwortlichkeit, sich einbringen, mitfühlen.

10. Wenn älter werden als „freier werden“ verstanden werden kann, dann: freier werden wovon?

Von sowohl eigenen Erwartungshaltungen, als auch denen meiner Mitmenschen. Sich nix scheißen und machen, wozu man Lust hat.

11. Wenn du nicht mehr allzu lange leben würdest – mit was oder wem solltest du noch Frieden schließen?

Mit meiner Mama

12. Wovor fürchtest du dich?

Vor Leben in betonierten Mauern. Dass ich im Auto ertrinke (Gruselvorstellung) und dass es möglicherweise keine Vertrauensmenschen mehr gibt, wenn ich nicht mehr in der Lage bin für mich selbst zu sorgen.

13. Was machst du, wenn es dir nicht so gut geht, du Schmerzen, Irritations-, Verlorenheitsgefühle, … hast?

Dann nehme ich mir eine Auszeit und werde ruhig und gehe in mich, beobachte meinen Atem und meine Hände, versuche mich von Außen zu sehen und danach werde ich wieder aktiv.

14. Eine Wunschfee würde dir eine Fähigkeit oder Eigenschaft gewähren, die du fortan könntest. Welche würdest du dir aussuchen?

Ausgewogen maßhalten können.